Therapie

Keine Therapie ohne Diagnostik.
Es gibt einfache Verfahren und sehr geräteintensive Verfahren, schonende Behandlungen und invasive Eingriffe. Die Mittel zu haben bestimmt nicht den Umfang der tierärztlichen Tätigkeit.

Die Behandlung orientiert sich an Notwendigkeit und Ziel, vom wenig Invasiven zum Invasiven.

Konservative
Therapie

Augensalbe, -tropfen, -gel

Eine wichtige und wirksame Behandlung, bei der eine gute Technik der Verabreichung eine große Rolle spielt. Sie beeinflusst die Wirksamkeit der Medikamente und sorgt für eine ungefährliche und möglichst schonende Eingabe. Die Wirkdauer ist bei Augentropfen relativ kurz, da sich der Tränenfilm innerhalb weniger Minuten erneuert. Augensalben verbleiben etwas länger im Auge. Wir verabreichen häufig Kortison-Augensalbe, da Kortison eine sehr hohe entzündungshemmende Wirksamkeit hat und viele Augen vor der Erblindung rettet. Gleichzeitig geben wir diesen Wirkstoff so kurz wie möglich, da Kortison die Regeneration der Hornhaut vermindert und die Infektionsgefahr erhöht. Gerade bei der großen Hornhaut des Pferdes kann deswegen eine häufige und wiederkehrende Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten zu degenerativen Veränderungen, folgend kalzifizierenden Entzündungen und zu schweren Infektionen führen. Dies insbesondere in warmen Sommermonaten. Auch hier versuchen wir möglichst wenig Eingaben durchzuführen und zu empfehlen. Sind häufige Gaben notwendig, führen wir diese gewissenhaft, möglichst schonend und in hoher Frequenz unter Überwachung der Patienten in der Klinik durch

Subpalpebraler Katheter

Ist eine hochfrequente Verabreichung von Augenmedikamenten nötig, bietet sich diese Form der Verabreichung an. Insbesondere können so aufgrund von Schmerz wehrige Pferde oder Pferde, bei denen das Auge unter einem schützenden Kopfverband liegt, behandelt werden, ohne an das Auge fassen zu müssen.

Antibiotika und Antimykotika

Im Moment verwenden wir bei leicht infizierten oder größeren Hornhautdefekten eine für Tiere zugelassene Chlortetracyclin-Augensalbe. Oberflächliche Epitheldefekte können unter Vermeidung der Anwendung von Antibiotika mit Heparin- oder Hyaluronsäurepräparaten behandelt werden, sofern eine gute Überwachung möglich ist. Tiefe Hornhautulzera bergen die Gefahr, mit Pilzen und / oder Pseudomonaden (Bakterien) befallen zu sein, die ein schnelles Einschmelzen des Hornhautgewebes bis hin zum Durchbruch bewirken können. In diesen Fällen müssen teilweise Reserveantibiotika, die gut in die Hornhaut eindringen und Mittel gegen Pilze über eine Umwidmung der Medikamente angewendet werden. Als Antibiotika kommen dafür z.B. die Wirkstoffe Tobramycin, Levofloxacin, Ofloxacin in Frage, die möglicht nur nach Resistenztest und nur im Ausnahmefall angewendet werden sollten. Wirkstoffe gegen Pilze, wie z.B. Miconazol, Voriconazol oder Nystatin sind als Augenmedikament im Handel meist nicht erhältlich. Hier müssen Präparate umgewidmet oder Augensalben von Apotheken hergestellt werden. Eine systemische Gabe von Doxycyclin zur Behandlung von Augenerkrankungen lehnen wir ab.

Spülung des Tränennasen-kanals

In seltenen Fällen führt eine Schwellung der Schleimhaut des Tränennasenkanals zu Verstopfungen und folgend zu einer Tränenspur. Eine Spülung des Tränennasenganges mit steriler Kochsalzlösung oder Balanced Salt Solution von der Nüster aus kann ein Freiwerden dieses Kanals bewirken. Eine anschließende Verabreichung von entzündungshemmenden (z.B. Kortison) und abschwellenden Augentropfen (z.B. Tetryzolin) kann die Schleimhaut zur Abschwellung bringen und den Kanal offen halten.

Zytostatika

Bei corneolimbalen Plattenepithelkarzinomen verwenden wir in vielen Fällen Mitomycin unter Sicherheitsmaßnahmen (Handschuhe, Augenschutz, Eingabe über Katheter). Dies als einwöchige Nachbehandlung
3-4x täglich nach chirurgischer Tumorentfernung. Möglich sind auch mehrere Behandlungssequenzen mit wöchentlicher Pause.
Equine Sarkoide werden z.T. mit Zytostatika vor, während und/oder nach laserchirurgischen Operationen behandelt. Am Lid führen wir bei Plattenepithelkarzinomen und Equinen Sarkoiden auch Kombinationstherapien aus Zytostatika-Injektionen und chirurgischer Lasertherapie mit CO2-Laser mit anschliessender Photodynamischer Therapie (Indocyaningrün mit 810 nm Diodenlaser) durch.

Einwachsende Blutgefäße

Bei therapieresistenten oder wiederkehrenden Hornhauterkrankungen setzen wir häufig auf den heilenden Effekt von in die Hornhaut einwachsenden / einsprossenden Blutgefäßen. Damit lassen sich viele Hornhauterkrankungen dauerhaft heilen und Operationen vermeiden.

Chirurgische
Therapie

Abrasio corneae

Hornhautoperation

Hier erfolgt eine sanfte Abtragung oberflächlicher Hornhautschichten. Dies kann mittels einer Diamantfräse oder anderen stumpfen oder scharfen Instrumenten erfolgen. Die Diamantfräse sollte beim Pferd nicht bei tiefen oder beginnend infizierten Defekten angewendet werden. Sie dient mehr zur Wundrandauffrischung bei nicht heilenden und nicht infizierten Hornhautdefekten.

Keratektomie

Hornhautoperation

Die Keratektomie bedeutet eine chirurgische Entfernung von Hornhautschichten. Sie ist sinnvoll, um eosinophile Beläge, Verkalkungen, abgestorbenes bzw. demarkiertes Hornhaut-gewebe und nicht heilende Hornhautwunden zu entfernen. Bei stark infizierten Wunden, insbesondere bei Pilzinfektionen, muss abgewogen werden, ob zusätzlich eine Bindehaulappenplastik notwendig ist.

Hornhaut-transplantation

Hornhautoperation

Bei tief in der Hornhaut liegenden Abszessen kann eine Transplantation von Hornhautgewebe nötig werden. Wenn möglich, wird hier nur die tiefe, erkrankte Schicht entfernt und ersetzt (lamellär). In manchen Fällen müssen alle Schichten ersetzt werden (perforierend).

Bindehautlappenplastik

Hornhautoperation

Hierbei wird Bindehaut mobilisiert und i.d.R. nach vorhergehender Keratektomie, auf die infizierten Wunden genäht. Dadurch entsteht direkt am erkrankten Bereich eine Blutgefäßversorgung, über die eine Abwehr von Keimen und ein Aufbau von gesundem Gewebe erfolgen kann. Bei Endothelerkrankungen oder degenerativen Hornhauterkrankungen, z.B. auch Corneale Dystrophie bei Friesen, kann eine Bindehautlappenplastik zur Stabilität und dauerhaften Reizfreiheit von Augen führen.

Crosslinking- CXL

Hornhauttoperation

Hier wird nach Entfernung der oberflächlichen Hornhautschicht (Epithel) Riboflavin auf das Hornhautgewebe getropft. Dieses dringt etwa 300 µm tief ein. Anschließend wird UV-Licht mit einer speziellen, sehr homogenen Lichtquelle auf den mit Riboflavin getränkten Bereich gehalten. Je nach Energieabgabe und Dauer der Anwendung werden stabilisierende, antienzymatische und / oder antibakterielle Wirkungen erzielt. Die Protokolle und Wirksamkeit, sowie Nutzen und Dauer der Abheilung werden beim Pferd noch erforscht. Eine Indikation kann aktuell bei einem sich in der Entstehung befindlichen Hornhautulkus sein, um eine Operation zu vermeiden. Ein stabilisierender Effekt bei der Cornealen Dystrophie der Friesen ist möglich, aktuell rate ich hier allerdings zur Bindehautlappenplastik-Operation.

Vitrektomie

Glaskörperoperation

Hier erfolgt eine Spülung des Glaskörpers. Der Nutzen liegt insbesondere in der Heilung einer intraokularen Leptospireninfektion, die zu einer bestimmten Form der ERU führt (ERU: Equine Rezidivierende Uveitis, "periodische Augenentzündung", Mondblindheit). Zudem werden schädigende Einlagerungen aus dem Auge entfernt. Der Zugang zum Glaskörper wird laserchirurgisch angelegt.

Laser-cyclocoagulation

Glaukom-Operation

Beim Glaukom der Pferde besteht eine nicht behebbare Abflusstörung von Augenwasser, so dass bei normaler Zufuhr bzw. Produktion von Flüssigkeit der Augeninnendruck steigt. Laserlicht mit der Wellenlänge 810 nm dringt durch die weiße Sklera (Lederhaut des Auges) und wird vom direkt darunterliegenden Ziliarkörpergewebe absorbiert. Damit wird dieses Gewebe, das Augenwasser produziert, teilweise zerstört, so dass eine Anpassung der Augenwasser-Produktion an den gestörten Abfluss erfolgen kann.

Phako-
emulsifikation

Operation an der Linse

Die Linsenoperation beim Pferd ist insbesondere hilfreich bei Fohlen, die angeboren oder juvenil Linsentrübungen haben und sich nicht orientieren können. Bei erwachsenen Pferden ist die Operation technisch gut durchführbar. Allerdings sind die Risiken der Netzhautablösung hoch, auch nach komplikationsloser Operation. So müssen hier ganz besonders Kosten und Nutzen im Einzelfall abgewogen werden. Ein Zugang zum Glaskörper, mit der Möglichkeit der Eingabe von BSS zur Aufrechterhaltung des Augeninnedrucks, ist sinnvoll.

Laser-
behandlung von Traubenkorn-
zysten

Zystenoperation

Hierbei handelt es sich um einen mit dünnem Gewebe umschlossenen flüssigkeitsgefülltem Hohlraum am oberen oder unteren Rand der Regenbogenhaut. Die Zysten können so groß werden, dass sie die Sehfähigkeit beeinträchtigen oder die Hornhaut von innen getrübt und gereizt wird. Eine relativ einfache Methode der Behandlung ist die transkorneale Laserapplikation mit dem Ziel, ein Loch oder mehrere Löcher zu erzeugen, damit die Zyste ausläuft und klein wird.

Nd:YAG-Laser 1064 nm

Tumor-Operation

Dieser Laser ist insbesondere gut geeignet, um mit einer Laserfaser Gewebeschnitte durchzuführen.

Iridocorneale Melanome

Tumor-Operation

Über einen hornhautrandnahen Schnitt können im Winkel zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut gelegene Tumore über eine Teilentfernung der Regenbogenhaut hervorgelagert und entfernt werden.

CO2-Laser

Tumor-Operation

Mit dem CO2-Laser wird Tumorgewebe schichtweise abgetragen. Für Tumoroperationen beim Pferd ist dafür ein Aufsatz von Vorteil, der Laserstrahlen in Form von Lissajouse-Mustern homogen und gleichzeitig effektiv wirksam über Flächen bewegt.

Lidplastiken

Tumor-Operation

Zum Beispiel beim Lidrandmelanom ist es manchmal nötig, den Tumor zusammen mit dem Lidrand zu entfernen. Um eine Austrocknung der Hornhaut zu verhindern, kann mittels Lidplastik der Lidrand weitestgehend wieder hergestellt werden.

Photodynamische Therapie

Tumor-Operation

Eine weitere wenig invasive Form der Therapie stellt die Photodynamische Therapie dar. Insbesondere bei Lidrand- oder Bindehauttumoren kann sie eingesetzt werden. Hier wird ein Farbstoff auf oder in den erkrankten Bereich gebracht. Der Farbstoff reichert sich insbesondere in Tumorzellen an. Nach Bestrahlung mit einer zum Farbstoff passender Lichtquelle, z.B. Diodenlaser, entstehen im Gewebe unterschiedliche Effekte, z.B. zellzerstörende und gefäßverödende Reaktionen, wodurch eine Tumorrückbildung erfolgt.